Donnerstag, 25. November 2010

Elisabeth Kulman


Bitte nicht noch eine Operndiva!

Haben wir nicht alle genug von diesen ach so tollen, aber doch ach so gleichen Operndiven, wie die ganzen Netrebkos und Garancas? Seit einigen Jahren boomt der Markt rund um klassische Sängerinnen und Sänger. Nun soll also der „zweitausendste“ Star am Opernhimmel entdeckt worden sein. Elisabeth Kulman.
Die österreichische Mezzosopranistin und Altistin, welche 1973 in dem kleinen burgenländischen Ort Oberpullendorf geboren wurde, kam erst durch Umwege zum klassischen Gesang. Zuerst begann sie ein Russisch, Finno-Urgristik und musikwissenschaftliches Studium an der Universität Wien. Nebenbei sang sie in der Wiener Pop- und Jazzszene, sowie in verschiedensten Konzertchören. Erst 1995 entschied sich die Burgenländerin für ein klassisches Gesangsstudium. Nachdem die damalige Sopranistin 2001 ihr Studium in Lied und Oratorium, wie auch in Operngesang mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, debütierte Sie im gleichen Jahr als Pamina an der Wiener Volksoper. Schnell bekam Sie mit weiteren Mozart-Partien einen sehr guten Ruf.
Ein, für die Sängerin einschneidendes Jahr war 2004. Sie vollzog für sich einen Stimmfachwechsel zu Alt und Mezzosopran. Seit diesem Wechsel, der zwar zuerst von der Öffentlichkeit mit kritischen Augen betrachtet wurde, stieg und steigt ihre Beliebtheit von Tag zu Tag. Sie debütierte kurz darauf erfolgreich u. a. als Carmen an der Volksoper und in der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Weiterhin bekam die Mezzospranistin zahlreiche Preise für ihre aussagekräftige Stimme. Seit 2006 ist sie Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und durch ihre unglaubliche Bühnenpräsenz entwickelte sie sich schnell zum Liebling des Wiener, nicht immer einfachen Staatsopernpublikum. Alleine im Jahr 2010 sang die Burgenländerin während der Uraufführung im selben Haus von Aribert Reimanns „Medea“ eine Hauptrolle und debütierte als Fricka und Waltraute im Ring. Im gleichen Jahr hatte Sie ihr erfolgreiches und hoch umjubeltes Debüt bei den Salzburger Festspielen in der Titelpartie von Glucks „Orfeo ed Euridice“. Dies sind nur einige nennenswerte Partien, mit welchen die Sängerin ihr Können und ihre Wandelbarkeit unter Beweis stellt.
Was die Sängerin, neben ihrer hervorragenden Bühnenpräsenz und ihrer wandelbaren Stimmfarbe von all den anderen derzeit so hoch gelobten „Operndiven“ hervorhebt, ist ihr Mut und ihr Einsatz für die neue Musik. Auf ihrer ersten CD sang die Altistin und Mezzosopranistin Mahlerlieder und auf ihrem zweiten Album Liedern von Mussorgsky. Beide Platten wurden mit einigen verschiedenen Auszeichnungen prämiert. Das Schöne, neben dem sowieso schon selten gesungenen Repertoire auf diesen CDs ist, dass die Sängerin nicht von einem Pianisten, wie es sonst typisch ist, sondern von dem international bekannten Jazzquartett Amarcord Wien begleitet wird. Weiter wird man Frau Kulman in den nächsten Tagen im Wiener Musikverein mit Liedern von Alma Mahler-Werfel hören. Demnächst erscheint eine CD mit Orchesterliedern von Hans Sommer, begleitet von den Bamberger Symphonikern unter Sebastian Weigle. Somit kann man diese Frau nicht mit den anderen berühmten Sängerinnen dieser Zeit vergleichen. Keine Netrebko, Garanca oder Ushikova würde auf die Idee kommen, solch selten gesungene Werke aufzunehmen, da diese Lieder nicht schon im vornhinein zu 100% Publikumsfreundlich sind. Nein, es sind nämlich keine Winterreisen, Schöne Müllerinnen oder bekanntesten Puccini-Opernarien, die sonst sehr gerne aufgenommen werden.
Schaut man sich die anderen sogenannten Operndiven an, hat man immer das Gefühl von Distanz. Die Möglichkeit, mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen, ist eigentlich nicht denkbar. Frau Kulman dagegen hat sich eine nette Möglichkeit ausgesucht um präsent für ihre Fans zu sein. Sie hat sich im Internetportal Facebook eine eigene Fanpage eingerichtet. Was im ersten Moment ja nichts Neues zu sein scheint. Jedoch ist es bei ihr so, dass Sie, im Vergleich zu den anderen Sängerinnen und Sänger diese Seite selber betreut und nicht ihr Management ab und an neue Links hinaufstellt. Man hat somit die Möglichkeit ihr auf die Pinnwand zu schreiben, ihre eigenen Kommentare zu kommentieren und auch eine persönliche Nachricht zu schreiben. Die Altistin aktualisiert ihre Kommentare regelmäßig und man ist immer auf dem neusten Stand, wo und wann man Sie hören kann, aber auch genauso mal, wenn eine Probe nicht so gut gelaufen ist oder aber auch hervorragende Kritiken kamen.
Weiters sieht man die Sängerin in verschiedenen Talkshows. Jedoch hat man nie das Gefühl, dass sie nur da ist um für sich selbst Werbung zu machen, sondern einfach um die klassische Musik zu präsentieren. Vor kurzem hatte die Sängerin einen Gastauftritt im Annette Daschsalon. Es ging um das Thema Traum. Man spürte, dass Frau Dasch, Elisabeth Kulman und all die anderen eingeladenen Gäste einen Kaffeeklatsch daraus machten und auch das Publikum mit einbezogen wurde. Man erfuhr private Dinge über die Sängerinnen und hatte das Gefühl, einfach dabei zu sein und nicht als abgegrenztes Publikum nur dabeizusitzen.
In den letzten Jahren fühlte man sich teilweise überrannt von Sängerinnen, die Werbung für einen Handyanbieter, Haarfärbemittel, Autos, Schmuck oder Kochbücher machten. Nicht von Frau Kulman. Sie ist eine Sängerin, welche durch ihre außergewöhnliche Stimme Aufmerksamkeit erregt und diese Werbemöglichkeiten nicht nötig hat.
Also somit kann ich sagen: Nein, ich denke nicht, dass Elisabeth Kulman „mal wieder“ eine neue Operndiva ist. Sie ist viel mehr. Sie ist eine Sängerin, die durch ihre Stimme und somit ihr großes Talent für aufsehen sorgt und das Publikum mitreißt und fasziniert. Ich bin mir sicher, dass wir noch viele Jahre von ihr hören werden und dass nicht durch irgendwelche Werbeverträge, sondern durch ihre nicht ganz so klassischen Aufnahmen und Konzerte.
Es wurde Zeit, dass eine etwas unkonventionellere Sängerin die leicht verstaubten Bühnenbretter dieser Welt betritt.

1 Kommentar:

  1. Bitte beachten Sie das Copyright für das verwendete Foto und fügen den folgenden Link unter dem Bild ein:

    Foto: Elisabeth Novy

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